Die Vergangenheit im Wald

Gastautor*in

31. März 2025


Martin Alt ist Mitglied des Historischen Vereins Lebach. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen direkten Auswirkungen auf die Stadt Lebach.


Kinder und Jugendliche, die während der NS-Diktatur lebten, wurden direkt in ein festes System aus diversen Organisationen eingepresst. Dies begann für Jungen mit der Hitlerjugend und für die Mädchen mit dem BDM, es folgte für die Jungs der Reichsarbeitsdienst. Ziel dabei war es, systemtreue, wehrfähige und ideologisch geprägte junge Menschen zu schaffen. Indoktrination der Jugend hieß das erklärte Ziel des NS-Regimes.
Der Reichsarbeitsdienst war in Arbeitslagern kasernenartig organisiert und dauerte ein halbes Jahr. Der Arbeitsdienst war für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren obligatorisch, für weibliche freiwillig. Unter dem Motto „Mit Spaten und Ähre“ zogen diese Arbeitskolonnen durch Deutschland, die meist tatsächlich nur mit Spaten ausgerüstet, Moore trockenlegten, neues Ackerland kultivierten oder beim Bau der Reichsautobahnen und des Westwalls mitwirkten.
Im Raum Lebach gab es mehrere solche Lager. Eines davon – das Lager Lebach Zollstock (7/323) – ist heute noch auf dem Hoxberg, oberhalb des jetzigen Schulgeländes (unterhalb des Kaltenstein), zu erkennen.


Bilder des Lagers u. Ä. sind unter folgendem Link zu finden: https://www.lernort-lebach.de/.


Faszinierend ist, dass die Spuren der Vergangenheit, wenn man mit einem wachen Auge durch die Landschaft geht, oft noch sichtbar sind. So kann man die Betonfundamente der Gebäude des Lagers noch gut erkennen. Auch liegen Scherben, Gebrauchsgegenstände und Müll aus dieser Zeit, abseits der Wanderwege im Wald verstreut.

Ähnliches gilt für die vielen Bunker, die um Lebach, teils gesprengt oder erhalten, im Wald liegen. Bei einer dreistündigen Wanderung auf dem Hoxberg ist es problemlos möglich, 15–20 verschiedene Bunker zu erkunden. Die Spuren der Vergangenheit, die das „wache Auge“ leicht erkennen kann, sollten uns – gerade in der heute aufgeheizten und überspitzenden politischen Lage – daran erinnern, dass Frieden insgesamt keine Selbstverständlichkeit ist.
So sollten uns die Schützengräben, Bunker und Lager ein Erinnerungsort und Mahnmal sein!
Obwohl die Lager im Raum Lebach größtenteils zum Bau des Westwalls gedient haben, sind sie dennoch mit Schützengräben durchzogen, die auch auf die Funktion der vormilitärischen Ausbildung des Reichsarbeitsdienstes hinweisen.
Gerade beim Betrachten der Alltagsgegenstände wird einem bewusst, dass die vorangegangenen Generationen gar nicht weit von uns entfernt ein unfassbar hartes Los ertragen mussten.

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