Wir sind ganz junge Bäumchen – Erinnerung an die Deportation nach Gurs

Tamia Kamu, Lilly Alt

24. September 2025

Am 22. Oktober 1940 begann die Deportation mehrerer Tausend Jüdinnen und Juden aus dem Saarpfalzkreis und Teilen Baden-Württembergs in das französische Internierungslager „Camp de Gurs“.
Angesichts des 85. Jahrestags wurden fünf Schüler unserer Schule, im Speziellen der AG Erinnerungskultur, nach Offenburg in Baden-Württemberg eingeladen, um dort ein Theaterstück einzuüben, das an genau diesen Tag erinnern sollte.
Als wir in der ersten Woche der Sommerferien ankamen, stellten wir fest, dass auch Schüler des Gymnasiums Hermeskeil aus Rheinland-Pfalz, des Lycée international de Saint-Germain-en-Laye aus Paris sowie unsere Gastgeber vom Grimmelshausen-Gymnasium aus Offenburg dabei waren. Insgesamt waren wir eine Gruppe von über 30 Leuten, und da wir nur fünf Tage Zeit hatten, ein Theaterstück aufzustellen und einzuüben, fragten wir uns erst einmal, wie das überhaupt möglich sein konnte.
Klar war von Anfang an, dass jeder immer auf der Bühne stehen sollte. Die ersten paar Tage benötigten wir, um die anderen besser kennenzulernen und überhaupt herauszufinden, wie man wirklich Theater spielt. Anders als die Schüler aus Offenburg und Rheinland-Pfalz hatten wir nämlich nicht wirklich Schauspielerfahrung. Wir meldeten uns für das Projekt wegen des Erinnerungskontexts, für den unsere AG Erinnerungskultur steht.
Dass wir keine Erfahrung hatten, machte es uns aber nicht wirklich schwer. Wir lernten schnell durch die Unterstützung aller um uns herum, knüpften Freundschaften und hatten schon nach wenigen Tagen einen vereinten Teamgeist.
Es dauerte etwas, bis jeder genau wusste, welche Rolle er hatte, da wir diese immer wieder anpassen mussten. Schließlich bekamen wir alle einen alten Reisekoffer in die Hand, und dann hieß es, wir sollten unseren Koffer packen – anhand dessen, was wir über die Vergangenheit unserer Rolle wussten.
Wenn die Person, die wir spielten, ein Schuster war, sollten wir beispielsweise ein paar Schuhe oder Flickmaterial einstecken. Dieser Koffer und sein jeweiliger Inhalt waren die einzigen Requisiten, die wir auf der Bühne hatten.
Da fünf Tage keine lange Zeit sind, versuchten wir jeden Tag, so viel wie möglich fertigzustellen, um es dann zum ersten Mal am Freitag, dem 11. Juli, in der Reithalle Offenburg zusammen mit den Projekten der Jüngeren vorzustellen.
Auch wenn das Thema des Stücks intensiv und tragisch ist, konnte es uns bei den Proben nicht die Laune verderben. Es wurde viel gelacht, getanzt und gesungen – jedoch herrschten hohe Konzentration und Präzision, während wir aktiv probten.
Mittags gab es für alle in der Cafeteria des Gimmels-Gymnasiums Mittagessen und eine längere Pause, da wir fast jeden Tag von 8 bis 17 Uhr geprobt haben.
Nach längeren Kostümanproben konnten wir uns endlich mit dem Fotografen treffen, der mit uns – nach vielen Versuchen und Aufstellungen – das Plakatfoto draußen aufnehmen konnte.
Als wir uns dem Freitag der Vorstellung näherten, mussten wir uns noch einmal sehr anstrengen, um die Details, die zwischendurch geändert wurden, anzupassen und diese korrekt umzusetzen.
Als der Tag dann endlich kam, trafen wir uns alle um 15 Uhr in der Reithalle und schauten ab 18 Uhr die Vorstellungen der jüngeren Theatergruppen an. Als es langsam später wurde, waren wir nun auch schon dran.
Alle waren sehr aufgeregt und nervös – aber alles verlief problemlos und präzise. Da das Stück sehr intensiv war, wurden im Publikum wie auch auf der Bühne Tränen vergossen.
Wir erhielten sehr viel positives Feedback – sowohl von den Zuschauern als auch von den Leitern des Projekts, Paul Barone und Patrick Labiche.
Nachdem alle Zuschauer die Tribüne verlassen hatten, wurden Pizzen für uns, aber auch für die jüngeren Gruppen bestellt, und wir haben alle zusammen auf der Bühne gesessen.
Wir hatten sehr viel Spaß miteinander und anschließend sangen wir alle gemeinsam.
Am nächsten Tag haben wir das Stück noch einmal gespielt – und es lief sogar noch besser als am Tag davor.
An dem Abend war es dann auch schon Zeit, sich zu verabschieden, da wir morgens wieder zurück ins Saarland fahren mussten.
Der Abschied fiel allen schwer, da wir wirklich eine wundervolle Woche in Offenburg miteinander verbracht hatten.

Bildnachweis: Foto © Armin Krüger

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