„Ich wurde geliebt als Fußballer und abgelehnt als Mensch.“ (Toruarigha) – Rassismus im Fußball

Coralie Hein

12. Juni 2021

Rassismus ist noch immer ein beständiger Teil unserer Gesellschaft. Zwar ist das vielen Menschen nicht bewusst, da er meist passiv passiert, aber „anders Aussehende“ oder „farbige“ Personen, wie sie meistens beschönigt genannt werden, bekommen ihn ständig zu spüren. So zum Beispiel in Werbungen, Schulbüchern oder bei der Jobsuche. Oder aber auch aktiv, wie beispielsweise in Form von Beleidigungen oder Anfeindungen.

Beginn der Fußball-EM 2021 – ein riesiges Ereignis für viele Fußball begeisterte Fans. Autokorsos und deutschen Flaggen sind überall zu sehen, ein deutsches Nationalgefühl macht sich bei vielen Menschen breit. Dass aber auch der Fußball nicht frei von Rassismus ist, zeigt der Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ (am 18. Juni im ZDF und ab dem 15. Juni in der Mediathek zu sehen). Meistens kommt dieser Rassismus aus Richtung der Zuschauer*innen. Aber nicht nur die, sondern auch die Spieler*innen oder Schiedsrichter*innen werden manchmal selbst zu Täter*innen. Die Zeit in der deutschen Nationalmannschaft war für viele Spieler*innen das erste Mal, das sie intensiv und direkt mit Rassismus konfrontiert wurden. 

Durch persönliche Erzählungen und Erfahrungen der schwarzen Spieler*innen ist der Film sehr authentisch und regt zum Nachdenken an. Ein ehemaliger schwarzer Nationalspieler erzählt, dass er es sogar manchmal ziemlich lustig fand, dass Menschen vor ihm Angst hatten. So sahen das aber nur sehr, sehr wenige. Erwin Kostedde war der erste schwarze deutsche Nationalspieler und erzählt, dass er sich in seiner Mannschaft nie wohl oder integriert gefühlt hat. Er spielte ab 1974 in der Beckenbauer-Nationalelf. Kostedde wurde 1946 als Sohn eines afroamerikanischen Soldaten und einer Deutschen geboren. Er erlebte sehr deutlich Anfeindungen und Stigmatisierungen gegen seine Person. „Ich habe auch Kernseife genommen und habe gewaschen und gewaschen, drei, vier Stunden lang. Dass meine Haut abpellte, irgendwie und so, aber ich wurde nicht weißer.“ Solche und ähnliche Berichte des ehemaligen deutschen Nationalspielers zeigen, wie groß die rassistischen Anfeindungen gegen seine Person waren.

Die Spieler*innen bekamen nur von sehr wenigen Menschen Unterstützung, von den meisten wurden sie eher entmutigt, indem ihnen gesagt wurde, dass sie es sowieso nicht in die Nationalmannschaft schaffen würden. Bei Interviews werden sie explizit, ja sogar ein wenig provokant, nach ihrer Heimat gefragt und wieso sie denn in Deutschland seien.

Fußballer*innen wurden immer wieder als Lügner*innen dargestellt, wenn sie den Schiedsrichter*innen von den Beleidigungen erzählt haben. Dadurch wurde ihnen bewusst, dass sie nur mit ihrer Leistung dagegen halten können. Und das merkte man auch, denn jeder, der mit Rassismus zu tun hatte, legte auf dem Feld immer eine starke Leistung an den Tag.

Aber natürlich gab es auch Fälle, bei denen die betroffenen Leute, diese Anfeindungen nicht mehr ertragen konnten und wollten. So hat sich im Juni 2021 Said Vasen dazu entschieden, diese Welt voller Rassismus zu verlassen. Er war gerade einmal 20 Jahre alt. Durch solche und andere Taten werden immer wieder Fanprojekte gegen den Rassismus, die von den Vereinen mitfinanziert werden, eingeleitet. 

Jordan Torunarigha erzählt in der Doku über eine sehr jüngste, aktuelle rassistische Anfeindung gegen seine Person. Während des Pokalspiels Hertha BSC Berlin gegen Schalke 04 im vergangenen Jahr würde der Hertha-Spieler Jordan Torunarigha von Seiten der Tribüne mit Affengeräuschen beleidigt. Die Schiedsrichter hätten – trotz Aufforderungen von Seiten der Trainer – nicht gehandelt und den Spieler nicht verteidigt. Er selbst war emotional so aufgewühlt gewesen, dass er auf dem Spielfeld nach Beendigung der regulären Spielzeit – es kam zu einer Verlängerung – geweint habe und von seinen Mitspielern getröstet werden musste. Nachdem der Spieler, aufgrund seiner emotionalen Belastung, nach Beendigung der regulären Spielzeit einen leeren Kasten weg gestoßen hatte, wurde er dann noch vom Schiedsrichter durch eine rote Karte vom Platz verwiesen.

Fußball verbindet, schafft ein Gefühl der Gemeinschaft, des Zusammenhaltens, kann aber auch – und ich denke, das hat der Dokumentarfilm sehr gut gezeigt – ausgrenzen, ablehnen und andere Menschen verletzten. Sorgen wir alle dafür, dass Fußball auch seinen Beitrag zur Integration und zum Zusammenhalt leistet.

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