Widerstand gegen das NS-Regime (Teil 1)

Gina Bellmann

5. Dezember 2021

Der politische Widerstand: das aktive oppositionelle Handeln und Denken einer politischen Minderheit des Volkes entgegen der herrschenden politischen Gruppe, der Regierung oder der Machthaber des Landes.

Mit Widerstand ist mehr als nur das Greifen nach Waffen oder das Verteilen von Flugblättern gemeint. Der Begriff Widerstand bedeutet das aktive Auflehnen gegen eine Übermacht, sowohl physisch als auch mental, und erfordert eine große Menge an Mut und Vertrauen gegenüber der eigenen Ideologie.

Die Geschichte zeigt viele Beispiele auf, in der Widerstands- und Rebellengruppierungen aktiv wurden, ihre Ziele und Ideologien durchsetzten, um das vorherrschende System eines Landes zu vernichteten oder zu verändern. Einen solchen Vorgang, der auch als Revolution bezeichnet werden kann, musste jedoch nicht immer Erfolg haben. 

Zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland gab es auch Widerstandsgruppen, die sich aktiv wie passiv und auf verschiedene Weise gegen das NS-Regime in Deutschland zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges auflehnten: der Studentenwiderstand der „Weißen Rose“, der militärische Widerstand „Operation Wallküre“/ „Widerstand der Offiziere“ sowie der zivile Widerstand des „Kreisauer Kreises“.

Die „Weiße Rose“

Die Widerstandsgruppe die „Weiße Rose“ war eine Studentenvereinigung, welche 1942 bis 1943 mittels Flugblättern zum passiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufrief. Mitglieder der „Weißen Rose“ waren Willi Graf, Alexander Schmorell, Christoph Probst sowie die Geschwister Hans und Sophie Scholl. 

Bedeutend ist zu erwähnen, dass die Geschwister Scholl aus einem bürgerlich christlichen Elternhaus stammten und in ihrer Jugend noch vom Nationalsozialismus und dem NS-Regime angetan waren, sie waren Teil der Hitler-Jugend und dem Bund deutscher Mädels. Die gemeinsamen Fahrten in diesen Jugendvereinen schufen nicht nur bei Hans und Sophie Gemeinschaftsgefühl und positive Wertgefühle für das Vaterland, sondern auch bei vielen Jugendlichen in ihrem Alter. Doch anders als bei vielen anderen wich die anfängliche Begeisterung der Geschwister Scholl schnell grundsätzlicher Kritik. Grundlegend für diese Kritik waren ihre christlichen und humanistischen Wertvorstellungen, die sie an den Methoden und Ideologien der Nationalsozialisten zweifeln ließen. Während seines Medizinstudiums an der Münchner Ludwig-Maximillians-Universität lernte Hans Scholl 1941/1942 Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf kennen.

Willi Graf wurde zu NS Zeiten wie alle anderen Medizinstudenten nach Kriegsbeginn als Sanitäter einer Studentenkompanie zugeteilt. So wurde er 1941 in Polen, Serbien und der Sowjetunion Zeuge des Vernichtungs- und Eroberungskrieges des NS-Regimes, was ihn dazu verleitete, sich 1942 der „Weißen Rose“ anzuschließen. Auch wurden 1942 Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf für drei Monate an die Ostfront abkommandiert, wo sie mit der brutalen Realität des Weltkrieges konfrontiert wurden. Diese Erfahrung stärkte ihr Gemeinschaftsgefühl als Studentenvereinigung untereinander sowie ihren inneren Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auch Sophie Scholl fing 1942 an an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Biologie und Philosophie zu studieren und kam so mit den Freunden ihres Bruders in Kontakt.

Die Geschwister Scholl und anderer Mitglieder der „Weißen Rose“ zeichneten sich zudem dadurch aus, dass sie sich für Philosophie und Literatur interessierten, zum Beispiel für Augustinus und Thomas von Aquin und den dänischen Denker Kieregaard.

Im Juni 1942, nach dem großen Luftangriff auf Köln, schrieben und verteilten Hans Scholl und Schmorell die ersten Flugblätter, in denen sie für den Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft aufriefen und den Deutschen die Mitschuld am Aufstieg der Nationalsozialisten gaben. 

In den weiteren Flugblättern der Weißen Rose wurden zudem die Ermordung von 300.000 polnischen Juden sowie andere Taten des NS-Regimes kritisiert. 

„Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund”, schrieb die „Weiße Rose“ mit Blick auf die Kriegslage 1943. Auch rief die Widerstandsgruppe 1943 zum ersten Mal zum aktiven Widerstand gegen das NS-Regime auf: „Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? (…) Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein?” Mit diesen Ausrufen versuchte die „Weiße Rose“ den Widerstand innerhalb des deutschen Volkes zu schüren und zu einer Revolution gegen das vorherrschende System aufzurufen.

Die Flugblätter der „Weißen Rose“ verfolgten im Groben drei Ziele: das Verdeutlichen des bereits bestehenden Widerstandes gegen das NS-Regime und der Aufruf zur Auflehnung gegen die NS; die moralische Verpflichtung aller Menschen, gegen etwas offensichtlich Falsches zu kämpfen an die Bevölkerung weiterzugeben und das Verteilen der Flugblätter dazu zu nutzen den passiven Widerstand in aktiven und öffentlichen aufbauen zu können.

Die Motive der „Weißen Rose“ waren Grundsätze des NS-Regimes, wie die Degradierung des Individuums, den Antisemitismus und im Besonderen den Vernichtungskrieg an der Ostfront, zu bekämpfen und darauf aufmerksam zu machen.

Im Februar 1943 bemalte die „Weiße Rose” Münchner Hausfassaden mit Anti-Nazi-Parolen wie „Freiheit“ und „Nieder mit Hitler“. Das sechste und letze Flugblatt der „Weißen Rose“ wurde der Widerstandsgruppe zum Verhängnis, beim Verteilen des Flugblattes in der Ludwig-Maximillians-Universität wurden Hans und Sophie Scholl von einem Hausmeister entdeckt, welcher sie festhielt und an die Gestapo übergab. 

Kurze Zeit später, am 22. Februar, werden Hans und Sophie Scholl vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag hingerichtet. Auch Willi Graf, Christoph Probst, Alexander Schmorell sowie andere Anhänger der „Weißen Rose“ werden im Folgenden im April 1943 verurteilt und hingerichtet. Bevor Sophie Scholl am 22.2 verurteilt wurde, wollte ihr der Gestapobeamte die Möglichkeit geben, der Todesstrafe zu entgehen. Sophie antwortete darauf: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.” und zeigte keine Angst vor dem Tod.

Archiv