Dieses Thema ist mit schon vor mehreren Jahren begegnet, als ich bei einer Ausstellung anlässlich des Willi Graf-Gedenkjahres 2018 eine dreitägige Ausbildung zum Peer Guide gemacht habe. In diesen drei Tagen haben wir uns detailliert mit dem Nationalsozialismus und den Mitgliedern der Weißen Rose beschäftigt. Besonders interessant fand ich die Verbindung zur Stadt Saarbrücken, also zu meiner Heimat. Wie also stand die Stadt Saarbrücken in der NS-Zeit dar und was passierte damals?
Am 13.01.1935 entschieden sich 90% der Saarländer bei einer Volksabstimmung für eine Rückkehr ins Deutsche Reich und somit für Adolf Hitler. Als weitere Option wäre eine Angliederung an Frankreich oder die Selbstständigkeit des Saargebietes möglich gewesen. Dies war der deutlichste Sieg der Nazis, der bei einer freien Wahl erreicht worden war. Drei Monate später fuhr Adolf Hitler in die Stadt Saarbrücken ein und erlangte dadurch das Sagen über das Saarland. Das Saarland war nun ein Bestandteil des nationalsozialistischen Regimes.
Auch die Schüler Saarbrückens waren von den Nazis beeinflusst – übernahmen teilweise deren Ideen und Vorstellungen – und Übergriffe von nichtjüdischen Schülern auf jüdische nahmen vermehrt zu. Aufgrund dessen wurde 1933 eine jüdische Privatschule von der Saarbrücker Synagogengemeinde eröffnet. Dadurch erhoffte man sich, dass es den jüdischen Kindern möglich sein könnte, in Ruhe zu lernen. Bis 1939 wurden hier über 200 Kinder unterrichtet, jedoch nahm diese Anzahl rasant ab, da viele Familien flohen und schließlich die Schule geschlossen werden musste. Insgesamt verließen 90% der Juden die Landeshauptstadt Saarbrücken in dieser Zeit. Die wenigen, die zurückblieben, sahen sich der Schikanen der Nazis hilflos ausgeliefert.
In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 wurde unter anderem auch die Saarbrücker Synagoge geplündert und abgebrannt. Die hiesige Feuerwehr sah tatenlos zu und achtete nur darauf, dass sich das Feuer nicht verbreitete und möglicherweise „arische“ Häuser traf. Der Wiederaufbau wurde untersagt und 1939 riss man die Ruine komplett ab.
Des Weiteren besitzt Saarbrücken, sowie viele andere Städte, eine Ehrenbürgerliste. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die eine Kommune vergeben kann und wird Personen verliehen, die sich auf besondere Weise engagiert haben. Diese Ehrenbürgerschaft endet normalerweise mit dem Tod der jeweiligen Person. Erstaunlich jedoch ist, dass 1934 Adolf Hitler zum Ehrenbürger Saarbrückens gemacht worden ist, jedoch wurde die Ehrenbürgerschaft erst 2001, lange nach seinem Tod aberkannt. Auch Joseph Goebbels (Reichspropagandaminister) und Wilhelm Frick (Reichsinnenminister) wurden erst 2001 von der Liste gestrichen.
Auch die bekannte Einkaufsstraße, die „Bahnhofsstraße“, spielte eine große Rolle. Früher trug diese lange Straße nämlich den Namen „Adolf-Hitler-Straße“ und von allen Terrassen und aus alles Fenstern hingen Hakenkreuzflaggen.
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig sich nicht nur mit unserer deutschen Geschichte im Allgemeinen auseinanderzusetzen, sondern auch mit der Geschichte unserer Heimat. Viele dieser Fakten sind sehr erschreckend und durch die Bilder, auf denen ich meine Heimat erkenne, verspüre ich Furcht und mir wird bewusst, dass der Nationalsozialismus und die Nazis überall waren und sich die Geschichte auch hier ereignete.