Libyen: EU finanziert Folter

Lilith Pankonin

27. März 2022

Was viele hier vielleicht für einen schlechten Witz halten, ist leider die traurige Wahrheit. Direkt vor Europas Haustür spielen sich die schlimmsten Szenen ab.

Seit M. Gaddafis im Jahr 2011 gestürzt wurde, herrscht ein Zustand der Gesetzlosigkeit und politischen Wirren in Libyen, sozusagen eine Anarchie, welche eine gravierende Entfaltung im Menschenhandelsnetzwerk zur Folge hat. Trotz dieser Zustände ist Libyen ein wichtiges Transitgebiet für geflüchtete Migrant*innen, die nach Europa über den Seeweg gelangen wollen. Obwohl dieser oft tödliche Risiken beinhaltet, setzen die Migrant*innen alles auf eine Karte und wagen den Versuch Europa über Libyen zu erreichen. Allerdings erreichen nur die Wenigsten auf dieser nicht ganz ungefährlichen Seefahrtsroute Europa; der weitaus größere Teil, laut Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM), bleibt dort in Camps zurück, in denen diese Kinder, Frauen und Männer auf die schlimmste Weise, die man sich vorstellen kann, ausgebeutet, gefoltert, vergewaltigt, missbraucht und versklavt werden. Einige Migrant*innen, die es bis in die EU geschafft haben, berichten von ihren Erlebnissen:

In Libyen unterscheiden sie nicht zwischen Minderjährigen, Frauen oder Kindern, sie foltern uns alle. Es ist total gesetzlos, jede Gruppe handelt, wie sie will. Sie fangen uns wie wilde Tiere, mitten auf der Straße, und halten uns in privaten Gefängnissen. Jede Gruppe hat ihr eigenes Gefangenenlager. Jeden Tag siehst du in diesen Zentren Menschen sterben, jeden Tag. An Folter, Krankheiten, Hinrichtungen. Wenn du ihnen das geforderte Geld nicht gibst, schneiden sie dir die Finger ab, foltern und töten dich mit Stromschlägen, schlagen oder peitschen dich bis du ohnmächtig wirst. Ihr einziges Ziel ist es, Lösegeld von unseren Familien zu bekommen, die noch zu Hause sind. Um die Bezahlung zu beschleunigen, versammeln sie uns jede Woche im Hof, stellen uns in eine Linie auf und töten wahllos eine*n von uns. Ich habe gesehen, wie Menschen auf diese Weise ermordet wurden. Über einen Mann schütteten sie Benzin und verbrannten ihn lebendig. Nachts hören wir die Schreie von den Mädchen, die von den Wachposten vergewaltigt werden. Manchmal vergewaltigen sie, als Foltermethode, eine Frau vor den Augen ihres Mannes.” (Quelle)

Zwischen 700.000 und 1 Million Migrant*innen erleben dies tagtäglich. Diese dramatischen und schlimmen Zustände kamen 2011 das erste Mal für die Öffentlichkeit ans Licht, seit diesem Zeitpunkt hat sich allerdings nicht wirklich etwas verändert, eher im Gegenteil. Interessanterweise unterstützt die EU diesen Zustand faktisch, indem sie Gelder genau in diese Camps fließen lässt. Dieser Vorgang wird auch als europäischer Plan gegen Immigration angesehen. Die Europäische Union unternimmt nicht nur nichts gegen diese tödlichen Camps, nein, sie erkennt die Milizen in Tripolis als rechtmäßige Regierung an. Dies hat zur Folge, dass die Fördergelder auch in ihre Hände gelangen und somit in den Bau neuer tödlicher Camps und in die Ausbildung der sogenannten libyschen Küstenwache. Die Aufgabe dieser Gruppe besteht einzig und allein darin, die geflüchteten den Migrant*innen auf dem Seeweg abzufangen und wieder zurückzuholen.

Fazit:                

Dies ist ganz klar ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit” (Art. 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte), was sich unbedingt ändern muss, da dies im 21. Jahrhundert absolut keinen Platz hat. Das Einzige, was wir tun können, ist darauf aufmerksam zu machen und wachsam zu bleiben.

Quelle Titelbild: International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies. Creative Commons BY-NC-SA 2.0. https://www.flickr.com/photos/ifrc/20897697290

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