Nachkriegszeit für die jüdische Gesellschaft

Jolie Goller

9. Juli 2022

Das nationalsozialistische Deutschland inklusive der Jungendverfolgungen, Gefangenschaften und Ausbeutungen endete 1945. Wie gestaltete sich das Leben der Juden nach dieser unbeschreiblich schweren Zeit und wie fanden sie den Weg wieder zurück in die “nicht-jüdische Gesellschaft”?

Zuallererst ist zu sagen, dass meine Aussage vom Anfang falsch ist. Denn das Ende des Krieges stellte eben nicht gleichzeitig das Ende der Verfolgungen und Vertreibungen der europäischen Juden dar. JA, die systematische Vernichtung der Nationalsozialisten endete, jedoch ist das Jüdische Volk noch lange kein freies Volk. Auch die heutige Gesellschaft ist geprägt von Menschen, die Judenhass und die Judenverfolgung unterstützen und diese Menschen, die eigentlich ein Teil unserer Gesellschaft sein sollten, ausschließen und verhetzt werden.

Im Film über ihr Leben erzählt Lilli Tauber von ihrer Rückkehr nach Österreich im Jahr 1946. Zusammen mit ihrer Tante, die neben ihr als einzige den Krieg überlebt hatte, bezieht sie das während des Nationalsozialismus enteignete Haus der Familie im dörflichen Prein an der Rax. Die beiden Frauen eröffnen auch das Familiengeschäft wieder. Obwohl ihr der Neuanfang in Österreich gelingt, bleibt Lilli Tauber zeitlebens misstrauisch gegenüber ihrer Umgebung. Sie berichtet vom Verlust des Heimatgefühls und davon, wie sie ihre Freunde sowie auch ihren Ehemann sorgsam aus der Gemeinde der jüdischen Überlebenden auswählte. Freundschaftlichen Kontakt mit Nicht-Juden vermied sie. Das Gefühl, im Land der Täter „auf gepackten Koffern zu sitzen“, teilten auch viele Juden, die sich nach dem Krieg in Deutschland niederließen. In Westdeutschland gründeten etwa 12.000 eine neue Existenz. Mehr als die Hälfte von ihnen wohnten in den Großstädten Berlin, Frankfurt/Main und München. Bis 1989 wuchs ihre Zahl auf über 30.000 an. Als Dachorganisation der jüdischen Gemeinden wurde im Juli 1950 der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet.

Im Saarland wurde bereits 1946 die Synagogengemeinde Saar gegründet und 1951 wurde die noch heute bestehende Synagoge unter großer Anteilnahme eingeweiht. Trotz der “Offenheit” der Bürger Saarbrückens war man vorsichtig im Umgang mit den Nachbarn aufgrund der grauenvollen Erlebnissen und der damit verbundenen Angst. Mit der Zeit vermischten sich die jüdischen und nicht-jüdischen Bürger uns es wurden zum Beispiel Veranstaltungen in der Synagoge geplant, bei denen jeder willkommen war. So wuchsen die Menschen zusammen und wurden ein Teil der Gesellschaft. Es ist sehr schön zu sehen, wie viele Menschen in unserer Heimat friedlich miteinander leben konnten.

Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass dies nicht in jeder Gemeinde oder Stadt der Fall ist. Es gibt immer noch viel zu viele Orte, in denen Grenzen gezogen werden und Juden oder Personen anderer Herkunft anders behandelt werden. Es ist wichtig als moderne und fortschrittliche Gesellschaft jeden Menschen als gleichwertig zu sehen, egal welchen Glauben oder welche Herkunft er hat. Eine solche Misshandlung von Menschengruppe darf sich nicht wiederholen und es ist unsere Verantwortung es zu jeder Zeit zu verhindern.

Archiv