Den Opfern auf der Spur

Lilith Pankonin

1. Oktober 2023

Während unseres Aufenthalts in der Gedenkstätte in Hadamar besuchten wir einen Workshop und beschäftigten uns in diesem Zusammenhang ausführlich mit Biographien unterschiedlicher Menschen, die in der Tötungsanstalt in Hadamar zur Zeit der Nationalsozialisten ihr Leben ließen. Heute möchte ich euch eine dieser Personen mit ihrer Biographie vorstellen. Sie steht stellvertretend für zahlreiche Menschen, die in Hadamar unter den Nazis auf grausame Art und Weise getötet wurden.

Besonders spannend war, dass wir zu jeder Person eine kleine Kiste mit unterschiedlichen Utensilien bekamen, die für unterschiedliche biograhische Meilensteine der Person standen.

Rosel Weinstein wurde am 4. Juli 1893 in Schlüchtern (Bezirk Kassel) geboren. Im Jahr 1912 heiratete sie Leopold Weinstein, mit dem sie zwei Kinder hatte, Erich (1913) und Margrit (1921). Die Familie lebte in Eschwege. Bereits 1929 befand sich Rosel Weinstein kurzzeitig in einem Snatorium, wurde aber im gleichen Jahr entlassen.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begannen für Rosel Weinstein und ihre jüdische Familie Demütigungen und Zurückweisungen, die sie sehr schmerzten. Im Laufe des Jahres 1937 erkrankte sie, unter anderem an Depressionen, und wurde ab Juni in einer privaten Nervenklinik in Bonn behandelt. Ärzte erklärten ihren Zustand mit Störungen im Zusammenhang mit den Wechseljahren. Im Jahr 1938 wurde sie die Anstalt des Dreifaltigkeits Klosters Krefeld-Königshof verlegt und verblieb dauerhaft dort. Am 25. Januar 1940 schrieb Rosel Weinstein noch einen Brief aus der Anstalt an ihre Schwester Anna. Doch am 12. Februar 1941 wurde sie in die Sammelanstalt Düsseldorf-Grafenberg verlegt, die während der Morde der “Aktion T4” als Sammelanstalt für jüdische Patientinnen diente.

Unter der Bezeichnung “T4” versteht man den systematischen Massenmord an Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen in der Zeit von 1940 bis 1941. Die Bezeichnung bezieht sich auf Tierstraße 4, in Berlin, von wo aus der Befehl für diese Aktion ausging.

Am 14. Februar 1941 wurde Rosel Weinstein zusammen mit 42 weiteren jüdischen Patientinnen aus Düsseldorf-Grafenberg in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht und dort in einer Gaskammer im Alter von 47 Jahren ermordet. Ihre tragische Geschichte ist ein Zeugnis der Grausamkeiten des Holocausts.

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