Nicht Handeln ist auch Handeln – Helfen statt wegschauen

Agnes Büchner

28. April 2024

Menschen, Stimmen, Schreie. Gerade bin ich aus dem Laden gestolpert, um zum nächsten zu gelangen, da erblicke ich eine Menschentraube in der Innenstadt und steure verwundert darauf zu. Manche blicken nicht einmal gebannt auf das Ereignis, sondern auf ihre Endgeräte, mit welchen sie fleißig ein Video drehen. Ich drücke mich durch die Menschen, höre aus der Mitte Rufe des Streites. Ich rücke vor und sehe gerade noch, wie jemand sich durch die Menge drängt und wegrennt. Erstarrt sah ich in die ganzen Gesichter, in denen plump die Sensationsgier stand. Niemand schien dem Flüchtenden zu folgen. Niemand schien dem Mann auf dem Boden zu helfen. Jeder glaubte wohl, ein anderer macht es. Anstatt mich dem Gedanken anzuschließen, trat ich vor. Trat ich vor und half.

Im ersten Moment scheint das Beispiel grotesk. Klingt unrealistisch, zu absurd. Doch leider ist es das nicht. Tagtäglich passieren Schikane, Unfälle und Überfälle im Raume der Gemeinschaft. Doch der Einsatz zeigt sich kläglich, kaum jemand sieht die Verantwortung bei sich und greift ein. Ob es die Lästerrunde über einen ungemochten Klassenkameraden ist, verletzte Menschen im Verkehr oder Raubüberfälle auf der offenen Straße. Entweder man sieht weg oder schaut gerade deshalb noch hin, am besten mit hocherhobenen Kameramenü.
Aber warum helfen so wenige Menschen? Vermutlich sehen die meisten die Verantwortung nicht bei sich. Es wird schon ein anderer machen, oder sie leben nach dem Prinzip, dass es so schlimm schon nicht sein kann. Vielleicht haben manche auch Angst, die Situation falsch zu interpretieren, oder der Gruppe nicht mehr anzugehören, im Falle einer Gemeinschaftsschikane.
Aber auch hier gilt: Nicht handeln ist auch handeln. Im Falle der Fälle kann man auch einfach nachfragen, ob alles in Ordnung beim Betroffenen ist. Aber bitte hilf, denn Du trägst in dem Moment die Verantwortung. Wer soll ansonsten helfen, wenn nicht Du? In der Welt passiert so viel Schlimmes, aber Du hast wirklich die Möglichkeit, die Welt ein Stück besser zu machen, indem Du handelst und Menschen (in Not) unterstützt. Natürlich ist es viel bequemer, wegzusehen und sich mit seinem Kram zu beschäftigen. Wenn man wegsieht, wirkt es auch nicht real – zumindest für einem selbst. Doch wenn man es nicht wahrhaben mag, dann wird sich auch nichts ändern. Man denkt ja ganz oft, als Einzelperson kann man nichts ändern – aber das stimmt nicht. Helfen bringt viel mehr, als wegzuschauen. Natürlich erlebt man nicht tagtäglich einen Unfall, aber man kann dennoch auch im kleineren Helfen. Auf Ungerechtigkeiten hinweisen oder gar im alltäglichen Kreise der Gemeinschaft sich für Mitmenschen einsetzen, beispielsweise bei besagtem Lästerbeispiel. Es muss nicht unbedingt immer groß und glorreich sein, aber Mitmenschen bedeutet es etwas – Dir am Ende auch. Helfen macht glücklich – andere, Dich – also helfe!

Was kann ich tun, damit mir jemand in der Öffentlichkeit hilft?

Laut schreien. Schreien ist ein Zeichen, eine Warnung, die direkt signalisiert: „Ich brauche Hilfe“. So ist die Aufmerksamkeit direkt da. Daraufhin kann man am besten einzelne Menschen direkt ansprechen. Gegebenenfalls auch auf sie zeigen („Sie in grün. Helfen Sie mir!“).

Wie genau kann ich denn helfen?

Oftmals erfordert Hilfe nicht allzugroßen Einsatz. Den Notruf absetzen, die Polizei rufen. Je nach Situation unterscheidet es sich, was man machen sollte. Bei Tätern ist es häufig der Fall, dass wenn sie bemerken, dass viele hinter dem Opfer stehen und ihre Tat in die Aufmerksamkeit gerät, sie es in Ruhe lassen. Sinnvoll ist es, weitere Menschen zu ermutigen, um mitzuhelfen.

Gibt es weiterreichende Möglichkeiten?

Wenn Du in der Woche ein paar freie Tage hast, dann tritt doch gerne einem gemeinnützigen Verein bei. Selbst wenn die Zeit viel zu knapp ist, kannst Du immer noch der Gesellschaft helfen, Menschen helfen. Scheint die Zeit nicht auszureichen, kann man mit dem Verein klären, ihn lediglich ab und an zu besuchen. Wer sich dafür interessiert, kann nach gemeinnützige Vereine in der Umgebung googeln. Unten sind zudem Vereinsbeispiele aufgelistet. Dazu gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten, zum Beispiel spenden. Wer Menschen am liebsten die ganze Zeit helfen mag, kann sich auch für einen sozialen Beruf entscheiden, oder als Feststelle beispielsweise beim DRK.

  • Lebenshilfe
  • Feuerwehr
  • DRK
  • DLRG
  • Tafel
  • THW
  • Caritas

Und noch zuletzt …:

Möchte ich mich bei Dir bedanken. Dafür, dass Du Dir das durchgelesen hast, Dir der Gemeinschaft und Courage offensichtlich am Herzen liegt. Das zeigt, dass Du helfen magst, die Welt ein Stückchen besser zu machen und genau das brauchen wir. Also … ein ganz großes Danke!
Und auch an alle Menschen, die tagtäglich helfen. An alle Menschen, die sich tagtäglich in Gefahr begeben, um zu helfen. Einfach an alle Menschen, denen andere etwas bedeuten. Einfach vielen, vielen Dank, dass Ihr uns alle so unterstützt!

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